Zum Inhalt springen

MikroNews: Was geht, was bleibt und die Sache mit Elon Musk

Das Jahr ist vorbei. Wir werfen einen Blick auf unsere verfehlten Ziele, eine mögliche Zukunft und finden die Entwicklung bei Tesla sehr normal.

Marco Herack
5 minuten gelesen

2022 war insgesamt recht anstrengend, aber dieser Dezember war dann doch etwas viel. Wir hatten allein für MikroPremium vier Folgen, die ins nächste Jahr geschoben wurden. Das Gleiche für 1 geplante Folge bei der Foreign Times und zu allem Überfluss mussten wir dann die Jahresabschlussfolge Mikroökonomen wegen 'Realität' auch noch ausfallen lassen.

Das war der Moment, in dem ich aufgegeben und mich auf den Newsletter verwiesen habe. :o)

Für das Jahr 2022 wollten wir 100 neue Abonnentïnnen gewinnen. Per 31.12.2022 sind es 38. Wir freuen uns über jedes einzelne neue Abo, zumal in diesen inflationären Zeiten. Unser Ziel wurde dennoch verfehlt und das hat sich bereits an der ein oder anderen Ecke gezeigt. Zum Beispiel, wenn ein Podcast mal 3 Wochen für den Schnitt brauchte oder wenn wir bei den Folgen eine gewisse Unregelmäßigkeit an den Tag gelegt haben. Wie im letzten Quartal.

Für mich (Marco) standen daher zum Jahresende ein paar Grundsatzfragen im Raum, die sich mit anderen Ereignissen in nicht guter Weise verbanden und beantwortet werden mussten. Kurz gesagt: Mir selbst werden nächstes Jahr merklich weniger Mittel zur Verfügung stehen als bisher und ich werde entsprechend weniger Mittel den Mikroökonomen zur Verfügung stellen können. Dadurch verändert sich die Gesamtrechnung.

Nun wäre der erste Instinkt zu sagen, dass man hier alles auf kleinerer Flamme weiterbetreibt. Ich habe mich für das Gegenteil entschieden. Sprich, ich werde versuchen mehr Zeit in unsere Newsletter und Podcasts reinzustecken. Was aber auch bedeutet, dass wir unser kleines Finanzproblem lösen müssen. Dazu haben wir wenige Hebel:

  1. Die Podcasts werden sich für Werbung öffnen.
  2. Wir brauchen Euch: Eure Spenden und Premium-Abos
  3. Newsletter und ihre Bezahlfunktion werden eine Rolle spielen.
  4. Klares Kommunizieren. Das ungeordnete Wischiwaschi beim Bitten um Abos und Spenden werden wir durch eine klarere Ansprache ersetzen.

Damit haben die Mikroökonomen zumindest die Chance, aus der sehr schwierigen Phase des: 'Zu klein zum Leben und zu groß zum Sterben.' hinauszugelangen.

Es geht jetzt im Grunde um Geld, aber ich denke wir haben mit unserer Arbeit seit 2016 gezeigt, dass es uns eigentlich um den Effekt geht. Die Möglichkeit, Themen und Debatten mit Wissen anzureichern, das auch genau dann abgerufen werden kann, wenn ein Thema hochkocht. Sei es bei Iran, bei der Schuldenbremse, TARGET2-Salden, den Sachverständigenrat oder bei Russland.

Unser aller Dank gilt in jedem Fall all jenen, die uns bis hierhin gebracht haben, sprich uns unterstützten und unterstützen, damit wir all diese schwierigen Entscheidungen treffen können. Danke!

Tesla wird ein normales Unternehmen

Leider müssen wir zum Schluss des Jahres nun doch noch Mal über Elon Musk sprechen. Das liegt weniger an Elon selbst, sondern an Menschen, die über Elon sprechen. Dabei ist ein Subgenre entstanden. Elon sagt krudes Zeugs auf Twitter und der Tesla-Kurs fällt. Manchem beweist das, wie zerstörerisch Musk für Tesla-Aktie ist. Anderen zeigt das gleich ein ganzes kulturelles Phänomen im Silicon Valley auf, das nun zu Grabe getragen wird.

Beide Sichtweisen finde ich schwierig.

Aktienkurse bewegen sich entlang ihrer Umstände. Der Hauptumstand in diesem Fall ist, dass Elon Musk vielen nicht mehr als Held sondern als Irrer gilt. Wo man kürzlich noch dazu neigte, eine seiner wirren Aussagen als Teil eines größeren hochklugen Plans zu sehen, vermutet man nun abgrundtiefes Versagen.

Problematisch daran ist, dass dabei die weiteren Umstände übersehen werden, in denen sich die Tesla-Aktie befindet. Der offensichtliche Part ist, dass Tesla über einen erstaunlich langen Zeitraum der Outperformer schlechthin war. Die Bewertung des Unternehmens war so absurd, dass man keine sinnvollen Kennzahlen mehr fand, mit denen man Tesla bewerten konnte.

Und da diese Kennzahlen fehlten, musste eine Vision herhalten. Die autonom fahrenden Tesla, daheim von Solarzellen genährt, bringen einen Nebenverdienst als Taxi und dienen dem eigenen Haus als Energiespeicher. Die Zahlungsabwicklung erfolgt über die Blockchain, während das Auto das notwendige Internet samt Daten über Starlink bezieht, für das es SpaceX brauchte. Ich will nicht wissen, wie das alles dann mit Elons Gehirnchips zusammenwirken soll. Jedenfalls war das ein gerne gedachter Pitch. Niemand konnte das in Zahlen packen, es ging bei Tesla daher immer nur um die Grenzen der Fantasie. Mit der Twitter-Übernahme findet diese Fantasie ihre natürlichen Grenzen im Sichtbarwerden des Menschen Elon Musk.

Marktverhalten

Aus einer reinen Marktfunktion heraus betrachtet, sieht die Begründung für den Kurs wie folgt aus: Steigende Kurse führten zu Indexaufnahmen, die weitere Liquidität in die Aktie beförderten. Die Idee als solche bot eine exzellente Grundlage für eine frühzeitige Überbewertungen und in Folge führten die Kurssteigerungen samt Idee zu einer Art Tesla-Kult. Jeder Dip, also jeder Rücksetzer im Kurs, nutzte man zum Nachkaufen. Frenetisch zelebriert via YouTube und Reddit. Dabei wurde eine Art Bro-Culture sichtbar, bei der Kursverluste als Härtetest galten, die es mit Hebelprodukten jeglicher Art, diese am besten noch selbst auf Kreditbasis, zu kontern galt.

Warum das nicht mehr läuft? Weil sich die Börsenphase geändert hat. Wir sind nicht mehr in der liquiditätsgetriebenen Hausse der Nach-Finanzkrisenzeit, die sich mit den Notenbankmaßnahmen im Zuge von Corona dann noch Mal beschleunigt hat. Es verdreht sich ins Gegenteil. Die Zinsen steigen. Dadurch werden Wertpapierkredite teurer, die Konjunktur kommt ins Stottern. Am Markt muss man die Strategie ändern und die Investmentrisiken senken, weswegen u.a. investitionsintensive Hightech-Aktien massiv an Wert verlieren.

Wo die Hausse einst die Hausse nährte, ist es nun eine Baisse, die die Baisse nährt. Deleveraging, also das Einstampfen kreditbasierten Handelns, trifft Tesla entsprechend hart. Hier spielt auch rein, dass die Tesla-Aktie stark mit Investoren in Relation stand, die auch in Kryptowährungen investiert haben. Einem Marktbereich, der unter sehr starken Kursabschlägen, infolge von Unsicherheiten und Insolvenzen, litt.

Realitätsverweigerung

Für mich ist der interessante Part, dass bei Elon Musk jetzt eine Art Compliance-Problem für den Markt relevant wird, dass man schon seit Jahren sieht. Sei es bei den Verwerfungen im Zuge der Übernahme von Solar-City oder der kruden Idee, Tesla vom Kapitalmarkt zu nehmen. Musk war immer der Musk, so wie wir ihn nun vor uns sehen.

Auf Twitter vermutet man, das Twitter an allem Schuld sei. Hier, wo auch sonst, wurde Musk das Hirn verbrutzelt. Die Bro-Culture, die Teslas Kurs nach oben beförderte, fand jedoch mehr auf Reddit statt. Replizierte sich auf YouTube und Instagram und wurde erst über Musk auf Twitter sichtbar. Dort fand er dann Anknüpfungspunkte gen libertären Gedankenguts, das er aber schon frühzeitig (Paypal) bei Peter Thiels Philosophierunden genoss. Es ist an der Stelle nichts Neues zu entdecken.

Kurz gesagt: Im Internet drehen die Dinge viele Runden und Kreise, aber niemand wird jemand anderer. Man setzt nur konsequent fort, was man einst begonnen hat.

Die Realität

Auch wenn wir ausreichend Gründe im Bereich der Markttechnik und Marktkultur finden, sollte man bei Tesla nicht übersehen, dass das Unternehmen auch grundsätzliche Probleme hat. In China ist die Nachfrage nach Autos der Tesla Konkurrenten sehr stark. Befördert durch Nationalismus und mediales Bashing der westlichen Unternehmen, neigt der chinesische Konsument zunehmend zu heimischen Marken.

In den USA muss Tesla starke Rabatte geben (auch wenn die rabattierten Preise höher sind als letztes Jahr) und die Produktion von Shanghai ist wegen Covid-Maßnahmen teilweise nicht vorhanden. Dass zum chinesischen Neujahr eine größere Pause als in den Vorjahren eingelegt wird, macht Investoren misstrauisch. Und in Grünheide soll es nicht gut laufen. Kompetente Mitarbeiter sind aufgrund zu niedriger Löhne nicht zu gewinnen und andere gehen nur zu gerne zur Konkurrenz oder in andere Jobs.

Mit 226 Fehlern je 100 Autos liegt Tesla über dem Durchschnitt von 180. Der Kundenservice gilt, dazu passend, als schwierig und wenig zuvorkommend. Das Thema autonomes Fahren bleibt eine Zukunftshoffnung, die sich in der Gegenwart nicht realisieren lässt. Aber am schlimmsten scheint mir, dass chinesische Batteriehersteller die Technologiedominanz erringen und so schnell auch nicht mehr abgeben werden. Damit fällt Tesla ein gewichtiges Feld weg.

Es gibt also ausreichend viele Gründe, warum der Hype um Tesla sein Ende findet. Dass Elon Musk sich derweil lieber mit Twitter beschäftigt, ist bestenfalls das i-Tüpfelchen für geschundene Investoren und freudige Shortseller.

Was bleibt?

Schaut man sich historisch den Verlauf solcher Hype-Unternehmen an, dann schwant einem nichts Gutes für Tesla. Nicht selten enden solche explosiven Phasen mit einer Insolvenz. Aber selbst wenn diese ausbleibt, wird es solch eine Kursentwicklung nicht mehr geben. Sie wird zu einem nostalgischen Empfinden, während das Unternehmen selbst, sich zu einem normalen Unternehmen formiert, das Autos entwickelt, produziert und verkauft.

Warum aber gehen solche Unternehmen so häufig pleite? Die Antwort hat mit Compliance und fehlenden Strukturen zu tun, also der fehlenden Fähigkeit zu einem normalen Unternehmen. Das erschwert die weitere Finanzierung eines kostenintensiven Geschäfts.

Der fallende Kurs hat aber auch einen starken Effekt auf die Gehaltsstruktur in einem Unternehmen. Niemand kann mehr mit hohen Einnahmen durch Aktienoptionen rechnen. Damit ist der Anreiz hoch, das Unternehmen zu verlassen. Tesla wird in der Folge höhere Basisgehälter anbieten müssen, das senkt die Margen und mindert die Investitionsfähigkeit. Alles wird teurer.

Kann man sich Elon Musk als normalen CEO in einem normalen Unternehmen vorstellen? Twitter ist das geringste Mittel, sich dem zu verwehren.

Newsletter

Kommentare


zusammenhängende Posts

Mitglieder Öffentlichkeit

MikroNews: Wie Iran die Veröffentlichung dieser Mikroökonomen-Folge verhinderte

Iran ist Schuld!

Mitglieder Öffentlichkeit

MikroNews: Hannah schafft Fakten zum Generationenkapital

Überblick zu den aktuellen Premiumfolgen und Hannahs Teaser zur Aktienrente. :o)

Mitglieder Öffentlichkeit

MikroNews: Zeit für einen Klimawandel

Ein kleiner Ausblick auf die nächsten Themen und ein Einblick in die aktuelle Folge.